Chiavenna 27-29 August 2021


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1. Etappe: Zürich - Tessin

Unsere Tour fiel in die Zeit der Corona Pandemie. Wir hatten eine dreitägige Tour nach Italien vor Augen ohne klare Zielsetzung. Italien verlangte ein gültiges Covid Zertifikat oder einen aktuellen PCR Test. Zwei von uns verfügten über das Zertifikat, einer musste am Morgen des Abfahrtages einen Test machen, der ihm für die kommenden 2 ½ Tage Schutz gewährleisten sollte – sollte! So traf sich das Gruppetto nach Anfahrt aus Zürich morgens in Horgen vor einer Apotheke, die den Test durchführte. Nachdem die Prozedur erledigt war ging es sogleich Richtung Tessin. Ortskundig fuhren wir eine schöne und verkehrsarme Auffahrt auf den Horgenberg (Rietwiesstrasse) und weiter über Schönenberg (fantastische Aussicht auf den oberen Zürichsee), Hütten, Biberbrugg Richtung Einsiedeln. Wir wollten über die Ibergeregg. Nicht allen war klar, dass es sich um eine nicht zu unterschätzende Auffahrt handelt. So legten wir in Oberiberg einen Notstop zum Zmittag ein restaurant-sager.ch Die Ostberliner Servicefrau genoss es, im Mittelpunkt der kleinen Herrenrunde zu stehen und trug sehr zur kurzweiligen Mittagspause bei. Gestärkt absolvierten wir die verbleibenden Kilometer bis zur Passhöhe souverän und fuhren alsdann die sehr steile Abfahrt nach Schwyz in alter Töfffahrer Manier. Von Schwyz ging es dann über Brunnen und Axenstrasse nach Flüelen. Hier war die Luft für den ersten Tag raus. Bei einem Espresso entschieden wir, den Zug ins Tessin zu nehmen und während der Fahrt eine Übernachtungsmöglichkeit zu buchen. Nicht damit gerechnet hatten wir, dass sich die halbe Schweiz im Tessin aufhielt. Mit Mühe gelang es uns, am Fuss des Ceneri eine passable Unterkunft zu finden. Die Pizzeria Ristorante Centrale, Sant’Antonio schräg gegenüber mit grosszügiger Terrasse entpuppte sich als solid, so dass wir gestärkt zu Bett gingen. 120m-1400m

2. Etappe: Ceneri - Chiavenna

Samstag, 28.8.2021 Unser Plan: Fahrt über den Ceneri bis Lugano, weiter nach Menaggio und dann mit der Fähre nach Bellagio und zum Etappenziel Como. Soweit so gut! Die Auffahrt zum Ceneri war bereits sehr heiss. In Lugano gönnten wir uns einen feinen Espresso mit Sicht auf den Luganersee bevor es weiter Richtung Menaggio ging. Dort angekommen wähnten wir uns bereits sehr im Süden. Auf der Piazza am See – es war zufällig gerade Mittagszeit – standen die Ristoranti für die hungrigen Gäste bereit. Zielsicher steuerte unser Capitano das beste Haus am Platz an hoteldulacmenaggio.it , was sich als ein wunderbarer Entscheid erwies. Wir assen fürstlich, der Service war diskret und sehr höflich und, na ja, die Preise waren sehr moderat. Während der Weiterfahrt philosophierten wir noch eine Weile darüber, was uns der lukullische Spass denn in Zürich an vergleichbarer Adresse gekostet hätte. Doch zunächst mussten wir uns entscheiden, wie es weitergehen sollte. Unserem Capitano mit Zweitwohnsitz in Chiavenna war der Stalldrang stark anzumerken. Unser teutonischer Oberlehrer merkte jedoch an, dass es von Chiavenna nur über den Splügen oder den Maloja mit anschliessendem Julier nach Hause gehen würde. Bei aktuellem Formstand ein Ding der Unmöglichkeit! Das wiederum wurde mit südländischer Art als gerade nicht ernst zu nehmen umgedeutet. So machten wir uns also auf den Weg nach Chiavenna. Dem Teutonen graute bereits vor der bevorstehenden Heimfahrt am Sonntag. Die Fahrt gegen den Abend zu durch die Ebene des Valle di Chiavenna war wunderschön, die Strassen durch die Felder quasi verkehrsfrei und das einsetzende Abendlicht trug zu einem schönen Ausklang dieses Velotages bei. 102m-558m

3. Etappe: Chiavenna - Zürich

Sonntag, 29.8.2021 Nach dem Frühstück und einem letzten Espresso am Abzweig zum Monte Spluga machten wir uns an die Auffahrt zum Splügenpass. Wir entschieden, einzeln zu fahren und gelegentlich Halt zu machen. Der Teutone staunte nicht schlecht, als nach und nach die Ciclisti in Campodolcino eintrafen, durchaus in der Zeit und bei guter Verfassung. In einer lebhaft genutzten Bar Panifizio Zizzi wärmten wir uns mit warmen Brioches und Cappuccini. Die Höhe machte sich bereits bemerkbar. Den nächsten Zwischenstopp machten wir an der Einfahrt zur Galleria Madesimo, dem Skigebiet der Region und Zufahrt zum Pizzo Groppero, den einst Roger Schawinski für sein Lokalradio nutzte und die bis anhin monopolisierte Rundfunklandschaft damit ordentlich aufmischte. Das letzte Stück bis zum Lago di Montespluga verging rasch und wir trafen passend zur Mittagszeit in Montespluga ein. Ein bischen erschöpft waren wir schon und darum sehr froh, dass wir einen Platz in einem der Ristoranti fanden (Albergo Vittoria, passospluga.it). Nachdem wir die Getränkebestellung aufgegeben hatten verlangte der Kellner, erstmals nach drei Tagen Italien auf 2000 m.ü.M. - ein Covid Zertifikat! Seit wir die Apotheke in Horgen verlassen hatten, waren bereits 52 Stunden vergangen und das Zertifikat seit 4 Stunden abgelaufen! Das stellte die App des Kellners fest und blinkte rot. Fast hätte unser Mitfahrer auch rot gesehen doch hatte der Kellner ein Einsehen und liess den Befund Befund sein und bediente uns, wie wenn nichts gewesen sei. So nahm der Tag ein glückliches Ende, wir fuhren gestärkt den finalen Aufstieg bis zum italienischen Zollhaus und die lange Abfahrt bis Thusis. Dort erwischten wir auf Anhieb den Zug nach Zürich. 67Km-2150Hm

Verfasser: Wolfgang Fölling 2021