Juratour, 21./22./23.09.2013


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1. Etapppe: Romont – Chaux-Neuve (F)

Meo Bici wagt Ende September 2013 einen Ausflug ins Welschland. Tönt so weit weg und ist doch so nah: ein Teil des Pelotons macht sich mit der SBB am Samstagvormittag auf den Weg. Abfahrt in Zürich um 10 Uhr und kurz vor 12 Uhr sitzen wir bereits auf unseren Rädern in Romont FR. Wir starten westwärts über das von den Romands liebevoll Plateau genannte Weide- und Ackerland, welches bis Mitte des 20. Jahrhunderts als Schweizer Kornkammer galt. Nach 10 Kilometern verlassen wir unsere wellige Freiburger Reisehöhe von ca. 700 MüM und tauchen über eine waldige Abfahrt ins Waadtland nach Moudon ab. Da uns keines der Restaurants einladend genug anlacht, ziehen wir weiter und beginnen den Anstieg in Richtung Echallens. Zum Glück, denn im kaum mehr als 20 Häuser zählenden Flecken Villars-Mendraz stolpern wir in der tiefsten Provinz über eine gastronomische Perles: das Café de la Poste überrascht uns mit einer originellen Mittagskarte sowie viel Kochkunst und -freude. Gut genährt geht es über das sanft abfallende Plateau in die Ebene südwestlich von Yverdon-les-Bains, von wo aus der zweite Teil des Pelotons direkt in Richtung Vallée de Joux starten wird. Für das erste Gruppetto beginnt in La Sarraz der Aufstieg zum Col de Mollendruz. Ein Zwischenhalt bei einem der ältesten romanischen Bauten der Schweiz, der Stiftskirche von Romainmôtier ,darf nicht fehlen. Wir gehen den Mollendruz nicht auf dem kürzeren Weg via Vaulion an, sondern wählen in Romainmôtier die Strasse nach Juriens, von wo aus sich uns auf den nächsten vier Kilometern ein nur von einem kurzen Waldstück unterbrochenes Panorama über den Alpenbogen von Mont Blanc bis zu den Berner Alpen öffnet. Wir haben Glück: das Wetter und die Sicht sind gut, der Umweg hat sich gelohnt! Der Anstieg bleibt bis zur Passhöhe auf 1181 MüM bei angenehmen 6%, geht dann in eine zuerst flache, auf den letzten zwei Kilometern ziemlich rasante Abfahrt nach Le Pont am unteren Ende des Lac de Joux über, wo das Zusammentreffen der beiden Gruppettos stattfinden wird.

Es ist schon einigermassen spät, bis sich alle Gruppettoteile und Einzelkämpfer in Le Pont finden und das gemeinsame Schlussstück in Richtung französische Grenze unter die Räder nehmen. Von wegen gemeinsam: kaum gefunden, schon wieder verloren. Ein Kilometer nach Le Pont, in Les Charbonnières, findet die Alpabfahrt und die Fête du Vacherin statt, Strasse und Kreuzung sind mit Viehschau und Raclette zur Partymeile umgestaltet. Ausgangs Dorf macht sich bald die Vermutung breit, dass ein Gruppettoteil die Abzweigung (sie war im Getümmel kaum zu erkennen) verpasst und statt im Aufstieg zur Grenze nach Frankreich talaufwärts in Richtung Le Brassus unterwegs ist. Ein paar Anrufe und Wegbeschreibungen später findet Meo Bici wieder zusammen, überquert den Rücken des Risoux mit seiner wunderschönen Wald- und Alpweidelandschaft, erreicht kurz vor Mouthe die D437 und in Chaux-Neuve wenig später (kurz vor dem Einnachten) den Übernachtungsort, das Hôtel Ty Nordic. 196Km-1600Hm.

2. Etappe: Chaux-Neuve (F) – Le Noirmont (CH)

Auch am zweiten Tag der Jura-Tour ist Meo Bici das Wetter herbstlich gut gesonnen: sonnig, morgens allerdings ein bisschen kühl. Eigentlich nicht verwunderlich, denn wir befinden uns immerhin auf knapp 1000 MüM. Auf den ersten 20 Kilometern geht es nach zwei kleinen Aufstiegen von 1050 MüM 200 Höhenmeter abwärts zum Lac de St. Point und dann flach weiter bis kurz vor Pontarlier. Bis Les Verrières, der Ort wo 1871 die im Deutsch-Französischen Krieg Bourbaki-Armee interniert wurde, lässt sich die Hauptverkehrsroute der D678 leider nicht vermeiden. Sonntags ist zumindest der LKW-Verkehr vernachlässigbar. Nach Les Verrières biegen wir links ab und erreichen nach 250 Höhenmetern mit durchschnittlich 9 Steigungsprozenten in Les Cernets unseren Mittagstisch. Am Nachmittag folgen zuerst 5 zum Teil nicht asphaltierte Kilometer Alpwirtschaftsstrasse bis ins obere Ende des Tals von La Brévine, das wir nach einem ruppigen Gegenanstieg und einer weiteren Abfahrt bei km 60 erreichen. Die nächsten 10 Kilometer folgen dem Tal flach bis leicht ansteigend, bis man kaum merklich die Kette überquert und 250 Höhenmeter tiefer Le Locle erreicht. Knapp 10 Kilometer und eine Gegensteigung später durchqueren wir La Chaux-de-Fonds, wo wir die Hauptstrasse verlassen und uns entlang des Velowegs eine praktisch verkehrsfreie Pause gönnen können. Auf den letzten 15 Kilometern über La Ferrière und Les Bois nach Le Noirmont folgend wir wiederum der Hauptstrasse in Richtung Delémont. Unser Endziel sind das Hôtel du Soleil und der gastronomischen Sternenhimmel des Restaurants Georges Wenger. Nach einem langen Arbeitstag auf den Bici lassen wir es uns sehr, sehr gut gehen. Küche und Bedienung sind erfreut ob unseres Appetits und Genussfreude. 106Km-1150Hm

3. Etappe: Le Noirmont – Basel

Das Wetter ist nicht mehr strahlend schön, als wir uns auf den Weg in Richtung Saignelégier und Delémont machen. Der Herbstmorgen ist kühl. Am stärksten spürt dies die Gruppe, die das Feld in der Abfahrt kurz nach Saint-Brais verlassen muss und wenig später in das feuchtkalte Nebelbecken von Delémont taucht. Die andere hat Glück, denn sowohl die Kette, auf der wir von Sceut in die Gegend des Col des Rangiers gelangen als auch der Canyon des Doubs bei St. Ursanne und das Becken der Ajoie sind nebelfrei und die Herbstsonne machen das wellige, von den Freibergen abfallende Profil zur Genussfahrt. Aus der Ajoie wechseln wir bei Lucelle in den oberen des Lützeltals und befinden uns nun wieder in Frankreich. Der Grenzverlauf ist für Nichteinheimische zwischen Lützeltal und Rheinknie sehr verwirrend. Bis Basel überqueren wir die Grenze sechs Mal, oft ohne es überhaupt zu merken. Die Abbaye von Lucelle hat bereits auf Zwischensaison umgestellt und wir sind fast die einzigen Gäste im Restaurant. Nach 7 Kilometern rollen entlang der Lucelle steigen wir über Kiffis knapp 150 Höhenmeter auf und gelangen nach einer schönen Waldabfahrt mit weit geschwungenen Kurven nach Wolschwiller und von dort ins Leimental. Basels Agglogürtel umschlingt uns auf den letzten 15 Kilometer bis Basel SBB immer enger. 79Km-700Hm.

Verfasser: Urs Christen 2013